Du befindest dich am Wegpunkt 9 von 16 der historischen Route durch Rheurdt.
Über folgenden Link kannst du die Route wandern:
Die Sassenrather Wassermühle
Mühlengraben und ehemalige Sassenrather Wassermühle
Die Sassenrather Mühle war eine Wassermühle in der Nähe des Schopmanshofes, der das Wasser durch einen etwa 600 m langen Kanal („Meulengraaf“ genannt), zugeführt wurde.
Dieser begann nördlich des Theishofes, wo die Schleuse stand, in der Nähe der nördlichen Spitze des Littardwaldes wo er aus der Niepniederung, einem urzeitlichen Rheinarm, das Wasser aufnimmt, und es der genannten Mühle zuführt, wo es sich dann wieder in die Fortsetzung dieses ehemaligen Rheinarmes ergießt.
Dieser Mühlengraben schneidet einen großen Bogen des ehemaligen Rheinarms ab und das Gefälle des Mühlengrabens ist gleich dem Gefälle des alten Rheinarms. Eine technische Meisterleistung seiner Zeit.
Die ältere Literatur geht ohne weitere Anhaltspunkte davon aus, dass es sich dabei um eine oberschlächtige Mühle - das bedeutet, das Wasser fällt von oben in das Mühlrad - gehandelt habe.
Wolfgang Dassel vom damaligen „Geologischen Landesamt" korrigierte in einem Beitrag des Gelrischen Heimatkalenders 1985: „Auf Grund des geringen Höhenunterschiedes in der Gewässerführung scheint diese Bauweise für die Sassenrather Mühle jedoch unmöglich gewesen zu sein. Technisch einleuchtender ist hier der unterschlächtige Antrieb des Wasserrades."
Diese Mühle kam 1270 von den gelderner Grafen an das Kloster Kamp, allerdings unter Vorbehalt einer jährlichen Abgabe. 1457 gehörte die Mühle immer noch dem Kloster.
Um diese Zeit aber bestand in der Vogtei Geldern der Mahlzwang, und den Bewohnern von Rheurdt und Schaephuysen wurden Hindernisse in den Weg gelegt, auf der Sassenrather Mühle mahlen zu lassen.
Der gelderner Drost Johann von Arendael und der Vogt Sander van den Eger wurden veranlaßt, gerichtlich die Mühlenbenutzer über das Mahlverhältnis der Mühle „toe Zassenrade toebehoorende den Gaedshuys van Camp" zu vernehmen.
Die „Kunden" erklärten, dass seit undenklichen Jahren die Eingesessenen von Schaephuysen und Rheurdt, welche von der „Schapenhüser Stege" - so nannte man die Straße von Schaephuysen nach Aldekerk - bis an die Grenze nach Oermten ihre Wohnsitze haben, stets ungestört auf der Mühle haben mahlen lassen.
Der Graf von Geldern gestattete das Fortbestehen dieses alten Rechtes
„Da die Vorfahren des Grafen im Kloster zu Kamp bestattet sind und diesem zu ihrem Gedächtnis die Mühle testamentarisch vermacht haben"
(Orginal: „antessyn, dat synre gnaden voiralderen greven van gelre toe camp begraven liggen ind mit der voirg. molen toe sassenrade oir memorie ind testament gemaickt hebben" )
Danach schweigen die Quellen, bis sie beim Kroatenangriff 1626 im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde.
Das schon Jahrzehnte zuvor ebenfalls zerstörte und damals verlassene Kloster zu Kamp scheint später seine Rechtsposition nicht mehr durchgesetzt zu haben. Jedenfalls übernahm nachweisbar ab 1673 der Geldrische Fiskus die Verpachtung; so an Peter Straetmans für eine jährliche Pacht von 41 Malter* Roggen, 21 Malter Malz und 79 Schilde (alte Währung).
Seinem Nachfolger Johann Slex wurde die Geldsumme gegen einer Erhöhung der Naturalabgaben erlassen.
Beim Abbruch des inzwischen zum Landarbeiterhaus des Hofes Schlotmann bzw. Hoenen (ursprünglich hieß der Hof Schopmans op gen Ray = Sassenray) umgebauten Gebäudes im März 1986 kamen zwei Steine mit den Jahreszahlen „1708" und „1824" zum Vorschein.
Zum letzteren Datum war der Mühlenbetrieb bereits eingestellt worden, weshalb bezweifelt werden muss, ob das noch von Fotos her bekannte Haus, das ab 1880 übrigens für einige Jahre die Gemeindeverwaltung beherbergte, überhaupt noch als „Mühle" angesehen werden kann. Das an seiner Stelle errichtete heutige Wohnhaus gibt aber in etwa die Lage der alten Mühle wieder.
*Malter = altes deutsches Hohlmaß, regional unterschiedlich, ca. 160 bis 170 Liter.