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Rundweg Rheurdt

Jüdisches Bethaus


Menschen jüdischen Glaubens wohnten in Rheurdt von etwa 1848 bis zum 25. Juli 1942, als Rosette, Jakob und Moses David — die letzten in Rheurdt verbliebenen Juden — deportiert wurden.


Der Begriff „Synagoge" entstammt dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Versammlung". Es ist eine direkte Übertragung des hebräischen Betha-Knesset (Haus der Versammlung / der Zusammenkunft) Diese „Häuser" entstanden nach der Zerstörung des Ersten Tempels als Orte des jüdischen Gottesdienstes. Nach dem Babylonischen Exil wurden im Zuge der Reformen des Esra die Tora-Lesungen in die Synagoge eingeführt. Der Ablauf des Gottesdienstes erfolgt gemäß dem Gebetbuch (Siddur), einer Sammlung von Tora-Abschnitten, Psalmen und Sprüchen. Beim Rezitieren daraus wechseln sich ein Vorbeter beziehungsweise Kantor (Chasan) und ein weiteres Gemeindemitglied ab. Da der jüdische Gottesdienst zum großen Teil aus Liturgie besteht, ist die Rolle des Chasan von größter Bedeutung. Er gilt als Schaliach Zibur (Gesandter der Gemeinde), er wendet sich mit seiner Stimme im Namen der Gemeinde an den Allmächtigen. Dem religiösen Gesetz entsprechend haben sich zu den Gottesdiensten wenigstens zehn religionsmündige Männer zusammenzufinden, eine Zahl, die von den Rheurdter Juden kaum einmal erreicht wurde. Daher ge-hörten die Rheurdter Juden ursprünglich zur Synagogengemeinde Rheinberg, wurden jedoch später der Synagogengemeinde Alpen angegliedert. 1929 wurden die jüdischen Einwohner von Hoerstgen, Kamp und Rheurdt zur Synagogengemeinde Rheurdt vereinigt, 1932 wurden sie der Synagogengemeinde Moers angegliedert. Wichtigstes Gebet des täglichen Gottesdienstes ist neben dem Glaubensbekenntnis Sch'ma Jisroel das Achtzehn-Bittgebet. Einige Passagen aus diesem Gebet finden sich in ähnlicher Weise im Vaterunser wieder: „Gelobet seiest du, Herr, unser Gott und Gott unser Vater ... Heilig bist du und furchtbar dein Name und es gibt keinen Gott außer dir. Vergib uns, unser Vater, denn wir haben gegen dich gefehlt ...".


Der Schabbat (Sabbat) wird als wöchenticher Gedenktag zur Erinnerung an die Vollendung der Schöpfung und den Aus-zug aus Ägypten begangen.

Im jüdischen Leben nimmt der Schabbat einen ganz besonderen Stellenwert ein: Er ist heiliger Ruhe- und Feiertag, ganz geweiht der Andacht und dem Gottesdienst, er beginnt am Freitagabend und klingt am Samstagabend aus. Im Mittelpunkt des Sabbat-Gottesdienstes steht die Lesung aus der Tora.


Zu diesem Zweck wird die Tora-Rolle aus Jem Tora-Schrein gehoben, durch die versammelte Gemeinde getragen und auf dem Lesepult abgelegt. Zur Lesung kann grundsätzlich jedes Gemeindemitglied aufgerufen werden, für den Betreffenden ist das eine besondere Ehre. Da die Lesung aber auch in einem bestimmten Tonfall zu erfolgen hat, also strengen Vorschriften genügen muss, übernimmt in der Regel ein Vorleser dieses Amt.

Der jüdische Geistliche schließlich, der Rabbiner, ist zwar das geistliche Oberhaupt der Gemeinde, aber kein Verwalter von Sakramenten.

Als Synagoge diente in Rheurdt ein schlichter Betraum im Haus der Familie Kaufmann, heute Rathausstraße 70.

Ab wann und wie lange in diesem Haus der jüdische Gottesdienst stattfand, ließ sich nicht ermitteln. Erwiesen ist jedoch, dass die Issumer jüdische Gemeinde infolge des Rückganges der jüdischen Bewohner etwa um 1930 ihr synagogales Leben aufgeben musste und von da ab den Betraum in Rheurdt besuchte.



1935 wurde die Issumer Synagoge an einen Privatmann verkauft. Diesem Umstand und ihrer versteckten Hinterhoflage in einem dicht bebauten Wohngebiet ist es sicherlich zu verdanken, dass sie die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 unbeschädigt überstand. Wahrscheinlich fand nach den Vorfällen in dieser sogenannten Reichskristallnacht auch in Rheurdt kein jüdischer Gottesdienst mehr statt.

Blick auf die Ecke Rathausstraße/Kaplaneistraße in Rheurdt. In dem kleinen Anbau zwischen den Gebäuden in der Bildmitte befand sich früher der Gebetsraum der Rheurdter jüdischen Gemeinde.

Gedenkstein am Rathaus